Klane - auf bataksch marga

Klane sind Abstammungsgruppen bzw. Sippen, genannt marga. Im Batak-Land sind sie eng mit dem Besitz des Bodens verbunden. Männliche Nachkommen zogen aus und besiedelten einige Kilometer weiter neues Land, das sie mit ihrer Familie urbar machten. Sie und ihre Frauen nannten sich Raja und waren entweder Dorfvorsteher oder Gebieter einer größeren geographischen Region.

  Tugu vor Berg

 

 

 

 

 

 

Starben sie, wurden sie ehrenvoll in ihrem Dorf bestattet. Ihren Gebeinen gebührten steinerne Sakophage oder Urnen in Überlebensgröße. Später wurde gerne die gesamte Region nach dem Namen ihres Gründers benannt, daher finden wir häufig die Übereinstimmung des Namens einer Sippe mit dem eines Ortes. Z.B. Simbolon.
Steinerne Gräber markieren quasi das Territorium eines Klans. Sie sind Wahrzeichen der lokalen Siedlungsgeschichte. 

Bild 1. Im Reisfeld steht ein modernes Mausoleum tugu; dahinter ist der mythologische Ahnenberg Pusuk-Buhit mit seiner Schwefelspalte zu erkennen. Heute werden die Grabstätten in phantasievollen Formen aus Beton erbaut. In diesen Mausoleen werden Verstorbene mehrerer Generationen durch ein Umbettungsfest zusammengelegt. Zweitbestattungen bzw. Umbettungsfeste und der Bau von Beton-Monumenten sind inzwischen zu einem Boom geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig. (Sidihoni-Buchseite 123)

Bild 2. Neben einer Urne aus Basalt, die mehrere Hundert Jahre zählt, steht ihr stolzer Besitzer. Er ist der erstgeborene Nachkomme der darin bestatteten und vereinten Gebeine seiner Vorfahren. Die prächtige Urne befindet sich auf der Insel Samosir und ist das größte, mir bekannte, noch erhaltene Exemplar. (Sidihoni-Buchseite 114)

 

Stammbaum eines Volkes - genannt tarombo

Schema taromboBild 3. Es gibt eine wunderschöne Graphik aller ca. 540 Toba-Batak-Klane. Der Urheber ist, wie auf der Zeichnung steht, O.H.S. Panderaja, 1941. Mehr ist nicht über ihn bekannt.
Sie zeigt einen Baum baringin mit seinem Geäst als Stammbaum eines gesamten Volkes. In seinem Zentrum lesen wir den Namen des mythologischen Gründer der Batak Si Raja Batak. Die Kreise aus der Mitte heraus sind jeweils die folgenden Generationen, die kleinen Zwischen-Segmente nennen die Namen der Nachkommen. Nahe des Zentrums bewegen wir uns im Bereich bis 25 Generationen rück – aber Vorsicht, nicht alles ist historisch nachvollziehbar. Jedenfalls sind aus den Namen der Nachkommen die heutigen Klannamen geworden und ihre Sippen inzwischen angeschwollen auf viele Hundert bis Tausende von Mitgliedern.

Im kollektiven Gedächtnis werden Klangründungen und Siedlungsgeschichten, die bis zu 20 Generationen zurückliegen können, als Legenden mit einem wahren historischen Kern weitergegeben. Hier als Beispiel die Legende der Simalango.

>> Zur Legende

 

 

Soziale Regeln  daliha na tolu und adat

Für Batak, ob in Europa, Übersee oder in Indonesien, ist es massgeblich und enorm wichtig, zu welcher Sippe oder besser, zu welchem Klan sie gehören. Bei den Toba-Batak gibt es weit über 400. Nicht alle margas dürfen miteinander heiraten und innerhalb der gleichen ist das sowieso unmöglich. Sippen oder Klane – der Begriff ist hier synonym - sind DIE Grundlage der sozialen Organisation. 

Selbst Leser und LeserInnen, die zu den Batak gehören, können an meinem Autoren-Namen sehen, zu welchem Klan der Toba-Batak ich gehöre. „Aha, eine boru Malango, also eine Tochter des Klans der Si Malango“. Damit können sie – vielleicht unter Zuhilfenahme des obigen Stammbaum-Schemas –  schlussfolgern, in welcher Stellung sich ihr eigener Klan, d.h. ihre marga  zu mir befindet.
Diese Zuordnung regelt, welche Umgangsformen nun zwischen uns angebracht sind. Wenn die LeserInnen mir eine e-mail schreiben, wählen sie nun die passende Anredeform. Und wäre jemand prinzipiell ein Heiratspartner für mich, wird erwartet, dass er ein bischen mit mir schäkert und somit die Anwesenden erfreut.

Bei einem großen Fest wüssten wir nun auch, wer mit wem tanzen und essen sollte und welche Art von Reden zu halten seien. Auch die Wahl  der Gastgeschenke - Geld, Goldfisch, Schweinefleisch oder Reis - wäre hiervon abhängig. Diese sozialen Regeln der Toba-Batak werden überliefert im daliha na tolu, einer dreigliedrigen Konstellation von Verwandtschafts- und Klanbeziehungen.

 

 

 

 

 

 

 

Bild 4. Einzug einer marga bei einem Adat-Fest auf Samosir. Die Gruppe tanzt dabei um den Weltenbaum borotan, an dem ein Büffel festgebunden ist. Er wird zum Ende des Festes geschlachtet.

Bild 5. Bestimmte Verwandte, hula-hula, bringen in geflochtenen Taschen Reiskörner beras als Gastgeschenk. (Buchseiten 34,93). Sie sind jeweils die Mitglieder aus jenen Klanen, aus denen die Frauen herkommen. Also die eigene Ehefrau, die Mutter, die Großmutter. Die Ethnologie bezeichnet diese Klane als Frauengeber. Naja, das ist mal wieder eine Passivbezeichnung, die ich im Buch nicht verwende. Und im Rahmen dieser Zusammenkünfte haben die Angehörigen der Klane, aus den die Frauen kommen, den höchsten Rang inne.

 

Das Befolgen der richtigen, ehrenvollen, gebührenden Verhaltensweisen und traditionellen Festregeln, Zeremonien und überlieferten Sitten und vor allem die Kenntnis der genauen Generationen-Abfolge bis weit zurück bezeichnen die Batak als tarombo. Es kommt dem indonesischen Begriff des adat (ursprünglich arabisch) nahe. Aber auch der Stammbaum einer einzelnen Sippe und der Gesamtstammbaum in obiger Zeichnung werden so benannt.

Mehr zur sozialen Organistion und traditionellen Lebensweise der Toba-Batak finden Sie im neu erschienenen Sumatra-Buch SIDIHONI I