Warum zeichne ich mit Christine Schreiber boru Malango?

Adoption 1989
Adoption 1989; Buchseite 60

Boru bedeutet: Tochter eines Klans. In diesem Fall: Tochter des Klans der Simalango. Si ist eine Vorsilbe, die Respekt vor einer Person ausdrückt. Hier vor dem männlichen Ahnen und Klangründer mit Namen Lango Raja vor ca. 17 Generationen. Im Kreis der Klangründer, sozusagen im Ahnen-Pantheaon wurde er zum Si Malango bzw. Simalango.

Durch Adoption in den Klan dieser Simalango wurde ich zu Christine Schreiber boru Simalango, "Tochter des Klans der Simalango".

 

Oder, wie die Rufe der örtlichen Bevölkerung in meinen Ohren klingen: "Boru Malango!" Jede Frau auf Samosir kennt diese Frage: "Boru aha do hamu? Wessen Klantochter bist du?" Ohne Zuordnung ist keine weitere Beziehung und Kommunikation möglich. Es würde die Einordnung fehlen und eine titel- und statusgerechte Anrede. Wie ungebührlich!

Nach einer Weile des Zusammenlebens mit Familie Ama ni Roma Simalango erklärte mir Vater, er werde mich ab sofort Ris nennen. Das bedeute "eine der Ihren". Ich freute mich sehr darüber, denn es ist auch eine schöne Abkürzung meins deutschen Vornamens. Als ich das Sidihoni Buch fertig geschrieben hatte, entschied ich, mich mit beiden Namen zu nennen.

 

Wie ordnen sich die Simalango in die anderen Toba-Batak Klane ein?

Westseite des Berges Pusuk Buhut

Westseite von Pusuk Buhit, Buchseite 57

Die Simalango gehören zur größeren Klan-Gruppe von Saragitua, dem Abkömmling von Raja Bolon (männlich) / Nai Ambaton (weiblich)  Damit sind sie Teil der Stammeshälfte der Sumba.

Auf Batak nennen sich die Abstammungsgruppen und kleineren Sippen Marga. Am Fuße des Berges Pusuk Buhit, dem "Nabel-Berg", was gedanklich von Bauchnabel herrührt, haben die Toba-Batak die Wiege ihres Volkes. Dort sind historisch ihre ältesten Margas lokalisiert. 

 

 
Und weshalb erkläre ich das hier?

Weil mich mehrere Interessenten und Besucher auf Batak-Festen hier in Deutschland, die also mein Buch noch nicht gelesen haben, fragten, zu welchem Klan (Marga) denn die Simalango gehörten. Einige vermuteten gar, Simalango sei ein Klan der Pakpak-Batak. Aber dem ist nicht so. Das heißt, Mitglieder anderer Batak-Völker, wie der Angkola, der Mandailing, Pak-Pak oder Karo-Batak kennen oftmals nicht die speziellen Klanzugehörigkeiten der Toba-Batak. Und deutsche Bürger schon gar nicht.

 

 Zur Entstehung des Simalango-Klans gibt es eine Legende

Im Oktober 2002 erzählte mein Adoptiv-Vater, Ama ni Roma Simalango, die Ursprungs-Mythe der Simalango. Solche Legenden bergen einen großen Anteil an Wahrheit und Historie. Trotzdem sind sie Konstrukte mit vielfacher individueller Konnotation. Sie sind die mündlich überlieferten Geschichtsbücher der Batak.

Er erzählte die Geschichte malerisch in Bahsa Indonesia, der Universalsprache Indonesiens, damit ich sie in meinem Notizbuch Satz für Satz aufzeichnen konnte. Ich gebe sie  hier - exklusiv auf der website - übersetzt und ihn ähnlichem Erzahlstil auf deutsch wieder.

Der Gründungs-Mythos beginnt mit dem Fürsten Raja Bolon, der von uns aus gesehen 20 Generationen zurück gelebt hatte. Er hat real existiert und die Genealogie, das heißt der Stammbaum, ist als solches unangefochten.   >>>direkt zur Legende

 

Wie legt man eine Genealogie ? - Natürlich mit Streichhölzern!

 Jedes geographische Gebiet der Toba-Batak, jedes Tal oder Anhöhe, verfügt über die Geschichte seiner ersten Besiedler, die das Land in Besitz nahmen. Die Weiler mit den Gründernhäusern sind jedem Margamitglied bekannt. Oftmals sind dies besonders prächtige, große Pfahlhäuser und stehen in ihrer Nähe gewaltige Baringin-Bäume, die den Dorfplatz markieren.

 

Streichhölzer legen Gründerhaus

Fotos: Ama ni Roma und Ompung Diosen legen mit Streichhölzern den Stammbaum der Simalango.
Sie befinden sich im Gründerhaus der Simalango im Weiler Lumbanbolon.
Buchseiten 57 und 147 im Sidihoni-Buch.

 

Wird man in das Haus eingeladen, wie hier ins Gründerhaus in Lumbanbolon bei Ompung Diosen Ama ni Japadi mit seiner Frau, erklären die Inhaber des Hauses geduldig jedem Gast die Abfolge des Stammbaumes und die Aufspaltung in Sippen bzw. Lineages. Wie bei allen Batak gerne eingesetzt, eignen sich hervorragend für das Legen der Nachkommen einzelne Streichhölzer. Da die Abfolge über die männliche Nachkommenschaft gezählt wird, braucht man nur die Söhne, männlichen Enkel usw. aneinanderreihen. Meistens reicht eine Schachtel Streichhölzer zur Erklärung einer aktuellen Frage aus.

Aber Achtung, obwohl die Batak patrilinear sind, wissen sie immer genau Bescheid, aus welcher Marga ihre Frau, ihre Mutter, ihre Großmutter und auch die Mutter der Mutter und Mutter der Großmutter abstammen. Diese Art von Klanzusammenhängen spielt bei Festen und Heiratsregeln eine Rolle und ist Anlaß zur ständigen Übung und Diskussion unter den Klügsten unter ihnen. Wissen zählt - und hier erheben durchaus die Frauen im Kreise der Diskutanten laut ihre Stimme.