DatuAnnerose Kalb-PachnerZeugen der vorkolonialen Kultur

 
Berichte in alten und neuen Quellen,
insbesondere jenen der
Rheinischen Missionsgesellschaft

von Anne-Rose Kalb-Pachner

 

Download der Arbeit "Zauberstäbe und datu der Batak (1,8 MB)

 

Sie finden eine leicht geänderte Fassung der Arbeit von Anne-Rose Kalb-Pachner zur Erlangung des Bachelor of Arts an der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der FernUniversität Hagen, vorgelegt Herrn Prof. Dr. Reinhard Wendt, zum kostenfreien Download.

 


 

"Tunggal panaluan oder tungkot malehat werden in der Sprache der Batak Gegenstände zeremonieller, ritueller und magischer Funktion genannt, die in Berichten von Reisenden und Missionaren und in Betitelungen von Museen Zauberstäbe heißen. Dieser Begriff spielgelt die westliche Sicht auf die vormoderne, archaische, geheimnisvolle Gesellschaft der Batak. Für die Missionare stellten diese Zauberstäbe ein zentrales Symbol des Heidentums dar, das für die alte, dunkle Zeit stand, in die sie Licht und religiöse wie weltliche Zivilisation bringen wollten. Schickten sie Zauberstäbe nach Eurpa und wurden diese dort in Museen ausgestellt, dann repräsentierten sie eine Vergangenheit, die dank der Spenden der Unterstützerkreise und des Engagements der Missionare überwunden war.  - In diesen Kontext stellt Frau Kalb-Pachner ihre BA.Arbeit."

So Prof. Dr. Wendt in seinem Gutachten 2011

Zauberstäbe waren zum einen Zeichen des datus eigener Würde sowie des Ansehens seiner marga. Zum anderen verwendeten die datus ihre Zauberstäbe für rituelle Handlungen, setzten sie als Waffe ein, um die Gemeinschaft zu schützen und Feinde anzugreifen. Ein datu, so fasst Frau Kalb-Pachner zusammen, war ohne Zauberstab machtlos, und in Zauberstäben, die nicht mehr von einem Datu eingesetzt wurden, kann lediglich ein "kunstvoll geschnitztes Holz ohne erkennbare Funktion gesehen werden."  So umschreibt  Prof. Wendt an anderer Stelle den Aspekt der Arbeit. 

 


 

Kommentar zur Online-Veröffentlichung

Frau Kalb-Pachner will verstehen, was sie im Archiv sieht. Sie will sich wortwörtlich einem  „Gegenstand“ annähern. Seine Ausstrahlung verstehen, ihn ergründen und einen Hauch seiner Magie begreifen. Sie will mehr erfahren, in Sätze fassen und mitteilen.
Dies im Rahmen einer B.A. Arbeit.
Ihr stehen nur Quellen zur Verfügung, die den Gegenstand, einen hoch symbolischen, sozial-religiösen Machtträger einer fremden Kultur, ablehnen oder mittels seiner Anrüchigkeit Aufmerksamkeit erhaschen wollen. Oder die diesen Gegenstand benutzten, um ihre Überlegenheit zu präsentieren und ihre Herrschaftsinteressen zu legitimieren.
Kein leichtes Unterfangen.
Anne-Rose lebte nicht vor Ort in Sumatra, hat nur begrenzte Zeit und begrenzte Seitenzahl und kommt aus der Kulturwissenschaftlichen Disziplin. Sie hat sich an ein Thema gewagt, das selbst einem "Vollblut-Wissenschaftler wie Johann Angerler äußersten Respekt einflößt. Weil es schon so oft missbräuchlich benutzt wurde, weil seine Quellen so vielfältig und extrem interessensgeprägt sind.

Tunggal Pananluan Zauberstäbe im Einsatz gibt es nicht mehr. Keine Zauberstäbe mehr im Ursprungsland in den Händen ihrer Meister heißt: die Religion dazu ist verschwunden. Hm, scheinbar urlogisch, fast schon eine Tautologie.
Und doch, da gibt es einen Prozess, da haben Zauberpriester ihre Zauberstäbe abgegeben (!), da sind europäische Musen voll davon (!), da stolpert eine B.A. Studentin am Ort einer FernUni-Veranstaltung über ein geschnitztes Exemplar in einem Missions-Archiv – und spürt, die müssen eine WERT und eine besondere Bedeutung gehabt haben?

Hier setzt Frau Kalb-Pachner an, hier lesen wir, wie sich viele vor ihr mit den Zauberstäben auseinandergesetzt haben, und was die „Zuarbeiter“ der protestantischen Institution, in der sie auf diese Zauberstäbe stößt, darüber schrieben.

Frau Kalb-Pachner sieht nach der Bearbeitung dieses Themas nun vieles mit anderen Augen. Die Auszüge und Aspekte ihrer Arbeit erweitern den Blick. Der Zauberstab diente vielen: zuallererst den Ritualmeistern und Religionsspezialisten der vorchristlichen, altreligiösen Gesellschaft, dann den Missionaren und den Interessen ihrer Institution, alsbald den Sammlern im Westen und der sich neu etablierenden Wissenschaft der Völkerkunde und zuletzt den Batak in der Tourismusbranche.

Danke an Frau Kalb-Pachner für die Bereitstellung dieser Arbeit. Möge sie Interessierten an diesem Thema weitere Bausteine und Anregungen liefern.

 

Verbrennung von ZeremonialgerätenIch selbst bin immer wieder neu erschüttert über das Glasdia im Archiv der VEM. Es gehört zu einem Vortrag, den die VEM zur Gewinnung von Unterstützern und Finanziers ihrer Missionsarbeit erstellte und in ihren Gemeinden zeigte. Der Titel ist folgender: "Verbrennung der Zaubergeräte in Tuka". Der Text des Vortrages erklärt, im Jahr 1913 habe der Missionar die ersten Bewohner dort taufen können. Und wörtlich: "Wie es unser Bild zeigt, verbrannten sie [die Taufanwärter] am Tage vor der Taufe öffentlich alle ihre Zaubergeräte, darunter ihr größtes Heiligtum: den Topf mit dem pangulu balang, dem Leichengift von ermordeten Feinden ... Sie haben bei der Verrbrennung zum letzten Male die alten Opfergewänder angelegt."

In: "Die Rheinische Mission in Sumatra. Abteilung 1: Silindung, Angkola und Steppe. Von Missionar E. Becker", RMG3992 Archivnr.

Leider sind die weiteren Gegenstände nicht klar zu erkennen, die neben dem Feuer zur Zerstörung in der Glut bereitstehen. Aber es ist anzunehmen, dass auch tunggal panaluan und tongkot malehat dabei sind. Gern wüsste ich mehr über das Geschehnis damals.

 

Foto 1. Zauberstab im Einsatz © VEM, siehe auch die gleiche Abbildung vergrößert in der Publikation.  Foto 2 und 3: Die Autorin vor Ort im Batakland und Zauberstäbe, tunggal panaluan, im Museum in Pangururan © A. Kalb-Pachner. Foto 4: Nr. 57 in Archiv-Nr. 6002-Bilder-388 ff, © Archiv- und Museumsstifung der VEM

 


 

Ergänzend empfehlen wir den Arikel Das Museum und Archiv der VEM in Wupperal, wo Frau Kalb-Pachner zum Thema recherchiert hat  >>> zum Artikel auf dieser website