umschlag-vs-web.jpgIM PULS PAPUAS

Wo ich meine Seele vergaß
Vier Jahre als Ärztin mit Familie in Papua-Neuguinea

Von

Umfang: 300 Seiten, incl. 2 Karten
Format: 15,5 x 22,0 cm, Broschur, Glanzfolie 

Ein Kombi-Buch: Text in Printversion
Dazu 260 Farbfotos und Zeitungsartikel separat Online

Preis: 25,00 EUR, erhältlich ab 15.03.2012

Reihe blick in kulturen
Herausgegeben von
Christine Schreiber, Sidihoni-Verlag 2012
ISBN 978-3-9814706

 

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umschlag-rs-web.jpgDie Herausgeberin: 

Frau Bertram arbeitete von 2001 bis 2005 in verschiedenen Krankenhäusern in Papua Neuginea.

Unglaublich offen und ehrlich schreibt sie in einem fesselnden, persönlichen Stil über die äußere und innere Welt.

Ein Buch, brandaktuell, mutig und aus der Sicht einer handelnden Frau. Sehr beeindruckend!

 

 

 

 Zerrissenheit

Es ist ein freier Fall an den Anfang der Welt.
Ich kann jetzt aus der Dunkelheit der Ursuppe durch alle Stadien kriechen, mich wie eine reumütige Amöbe geißeln, wie eine Spinne meine Überheblichkeit abhäuten, die tiefe Verbeugung vor den Meeressäugern üben und in noch tieferer Demut, auf den Knien, mit offenen Händen die Erde dieser Menschen küssen. – Hebt mich bitte auf und lasst mich neben euch sitzen, ich ertrage es nicht, von euch ausgelacht und verspottet zu werden.

Realitäten

„Wissen wir, was Wahrheit ist, wie viele Realitäten es gibt und ob unsere die richtige ist?“ Er sah mich lange an und ich hielt die Luft an. „Ich habe hier so viele Sachen selbst miterlebt, die nicht sein können und doch geschehen sind. Unsere Realität ist genormt und eingeschrumpelt wie ein alter Apfel.“

Glücklich sein


Ich kneife die Augen zusammen und lasse die Silhouette der Insel verschwimmen. Der Motor des Speedbootes heult, Filip ist bei der ersten Schaukelbewegung des Meeres eingeschlafen. Mira ruft: „Mama, da fliegt etwas über das Wasser... ups, jetzt ist es weg. Was war das denn?“ Alles ist Musik in meinen Ohren, ich schließe die Augen und antworte: „Das war ein fliegender Fisch, Mira.“ Ich bin so glücklich.

Freundschaft


Mir ist kalt vor Anspannung und dann ist es doch so leicht.
Ich komme auf den Dorfplatz und sehe Mary, an einen Baum gelehnt, auf dem Boden sitzen. Es ist wie ein Gummiband, dem ich nur folge und das mich einfach in ihre Arme zieht. Wir heulen beide sofort los, halten uns fest in den Armen und lassen uns Zeit. Ich schmecke ihre salzigen Tränen, die in meinen Mund fließen, kraule ihre langen Haare und vergrabe mein Gesicht in ihrem, die Augen von außen geschlossen, nach innen weit offen.
„Mary, es tut mir so leid, was passiert ist!“ – „Nau em orait, Mama. (Jetzt ist es in Ordnung, Mama.)“

Arbeit

Der Tod hat, während ich die Taschenlampe ausdrücke, auf dieser unritterlichen Seite einen Spalt durch die Türe gefunden und diffundiert, kriecht durch mich wie eine Infusion, ein Kampfgift, das beginnt zu lähmen, bis in die letzte Faser. Und ich begreife die Einsamkeit, begreife die Schlichtheit des Todes, ahne, dass vielleicht nichts dem folgen wird, noch nicht einmal etwas wie ein aufsteigender Rauch einer ausgeblasenen Kerze. Nichts. Nichts?

Tod ist meist zufällig, nie gerecht und immer sinnlos.

Abschied

Ich verlasse dieses Land auf den Felgen kauend, aber unendlich reich beschenkt, und fühle mich wie ein großer Fluss. Ich habe gelernt mit dem Herzen zu denken.

Gehen war leicht – zurückkommen die schlimmste Herausforderung.