Christentum auf Sumatra bei den Batak 
von Heike Stracke

VerfasserinZum Thema: Religion und Gesellschaft Südostasiens veröffentlicht hier Heike Stracke ihre Seminar-Arbeit zu den Toba-Batak. Sie stellt allen Interessieren ihre Arbeit als freien download zur Verfügung. Im Anschluß finden Sie einen Leser-Kommentar von Alex Flor, Watch Indonesia! e.V. und von Christine Schreiber.

Heike Stracke studiert an der Universität Bonn am Institut für Orient- und Asienwissenschaften im 4. Semester. Die 12-seitige Arbeit zur Religion der Batak entstand im Seminar: Religionen im insularen Südostasien, Juli 2007. Inhaltliche Kommentare und Rückmeldungen nehmen wir gerne entgegen. 

>> Zum Download der Seminar-Arbeit (272 kb)

 

 


CHRISTENTUM  AUF  SUMATRA  BEI  DEN  BATAK 

HochzeitInhaltsverzeichnis

1.   Einleitung      2
2.   Sumatra        2
2.1 Geschichte     2
2.2 Bevölkerung   3
2.3 Religion         3

3.   Batak               4
3.1 Bataksprachen   4
3.2 Lebensweise      5
3.3 Architektur         5
3.4 Sozialleben        5
Raga2
4.  Ursprüngliche Glaubensvorstellungen 5
4.1 Der Kosmos       6
4.2 Der Tondi          7
4.3 Die Begus          7
4.4 Stammesfeiern und Opferkult         8

5.  Christliche Missionierung der Batak   8
5.1 Die Rheinische Missionsgesellschaft 9
5.2 Ludwig Ingwer Nommensen      9

6.  Vermischung von Christentum und Animismus 10
7.  Christlicher Alltag   11

Opfergabe8.  Fazit   11
9.  Literaturverzeichnis 12
     Anhang


Veröffentlicht: sidihoni.com, Christine Schreiber, 10.09.2007, Rottenburg
Copyright: Heike Stracke

Fotos rechts,  © Schreiber: 

  • Christliche Hochzeit mit Trauung durch den Priester in der Kirche
  • Altreligiöser, hängender Altar Raga-raga, Museum Pangururan
  • Opfergaben: Sirih (Betelpfefferblätter), Zigartette und hl. Wasser
    am Grab der Mutter

 

Fotos oben: Portrait Heike Stracke
Christliche Hochzeit, altreligiöser Altar im Museum, Opfergabe von Zigaretten und Betelpfefferblättern an einem Grab
Unten: Ahnenfiguren im Museum in Pangururan

 


 

Vorab-Bemerkung von Christine Schreiber

 

Mit der Arbeit von Heike Stracke ist wieder eine neue Facette über die Kultur und Religion der Batak enstanden. Sie war selbst nie vor Ort und konnte ihre Informationen nur aus dem geschriebenem Material herausziehen. Dabei verbindet zwei - historisch gesehen - sehr kontrastreiche Ethnographien: Johannes Warnecks RELIGION DER BATAK und Christine Schreibers SIDIHONI. Erstere beschreibt den altreligösen, animistischen Glauben der Toba-Batak, wie er um 1900 gelebt wurde. Letztere beschreibt, wie das heutige, durchgängig christliche Volk der Toba-Batak seine Traditionen pflegt und welche schwachen Spuren vom früherem Glauben darin noch aufzufinden sind.

 

IAhnenfiguren m Sidihoni-Buch wurden mehrere religiöse Elemente nicht ausgeführt, da sie in der heutigen Zeit nur schwach zum Tragen kommen. Warneck beschreibt dagegen Vergangenes, was als Kultur und Religon an sich überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Duch Strackes Zusammenführung rundet sich das Bild der Religion der Toba-Batak in mehreren Aspekten ab. Sie jongliert sozusagen mit einer Stange, deren beide Enden rund 100 Jahre auseinanderliegen. Das ist natürlich nicht unproblematisch. Auch die Benutzung der gegenwärtigen Internet-Quellen ist schwierig.


Befragt, wie sie selbst zur Lage der Quellen stünde, antwortete sie folgendes:

"Bezüglich der Quellenlage war das Problem für mich, dass die Warneck- Berichte die Batak aus heutiger Sicht teils herablassend beschreiben, z. B. als Wilde ohne richtigen Gott etc. Für die Beschreibung der ursprüglichen Glaubensvorstellungen waren sie aber sehr hilfreich.
Die Wikipedia-Quellen haben zum Thema Batak sehr aktuelle Informationen (Population, verschiedene Gruppen), wobei Wikipedia als Quelle bei Professoren (wahrscheinlich nicht zu Unrecht) nicht gerne gesehen wird.
Das Buch SIDIHONI hat mir in sofern sehr geholfen, als es die christliche Religion auch im heutigen Alltagsleben beschreibt. Es war ein beruhigendes Gefühl, eine moderne Quelle nutzen zu können und sich nicht nur auf die alten Warneck-Texte stützen zu müssen." 

Am Ende ihres gut verständlichen Textes formuliert Frau Stracke ein kurzes, prägnantes Fazit . Und genau darüber läßt sich diskutieren.

Als solches ist die Hausarbeit auch am besten zu verstehen: Als Diskussionsbeitrag. Aus diesem Grunde wurde der Text auch nicht nachträglich überarbeitet.
Beiträge, die von den LeserInnen eingehen, werden zusammengefaßt und hier unten angestelt.

 

ManukWir wünschen Ihnen spannendes Lesen !                               
 

 


 

Leser-Kommentar

 

von Alex Flor, Watch Indonesia! e.V.  >>> direkt zu Watch

 

Zu Wikipedia 

Der Seitenhieb der Autorin, dass Wikipedia als Quelle bei Professoren nicht so gerne gesehen wird, erscheint mir ein wenig fehl am Platz. Freilich ist Wikipedia keine wissenschaftliche Quelle, sondern ein Nachschlagewerk. Als solches leistet Wikipedia wertvolle Dienste. Anders als etwa der Brockhaus sind allerdings die Beiträge von Wikipedia nicht von einer wissenschaftlichen Redaktion verfasst und gegengelesen, sondern von einer weltweit vernetzten Öffentlichkeit. Daraus ergeben sich Vor- und Nachteile, was die Zuverlässigkeit der Information und deren wissenschaftliche Verwendbarkeit anbelangt.

Wenn Wikipedia aber als EINE von nur drei Quellen in einer Arbeit benutzt wird, kann dies nicht akzeptiert werden. Die Arbeit von Frau Stracke stützt sich im wesentlichen auf Wikipedia, Warneck und Schreiber. Das ist zu wenig, zumal der Autorin jegliche eigenen Erkenntnisse fehlen.

Es wird noch eine weitere Internetquelle in der Arbeit zitiert. Auf <http://www.geocities.com/sumatra>, gelesen am 09.07.07, soll zu lesen sein, dass in Medan, der Hauptstadt der Provinz Nordsumatra, inzwischen etwa 20.000 bis 30.000 Batak leben. Die Quelle lässt sich leider nicht mehr überprüfen, da sie jetzt – im Dezember 07 – nicht mehr existiert. Die selbe Information findet sich allerdings auch auf Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Batak>. Dort steht auch geschrieben, dass Batak „vereinzelt“ auch in Jakarta und in anderen Städten Sumatras und Javas leben, „doch sind dies wohl weniger als 500“. 

 

Batak in den Städten 

Man muss kein Indonesienexperte sein, um bei solchen Zahlen stutzig zu werden. Laut Wikipedia <http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_groessten_Staedte_der_Welt> belegt Jakarta ohne Vorortgürtel mit ca. 8,5 Mio Einwohnern derzeit Platz 11 auf der Weltrangliste der größten Städte. Der Großraum Jakarta schafft es nach der selben Quelle mit über 18 Mio gar auf Platz 8. Diese Zahlen sind drei Jahre alt; die Stadt ist inzwischen gewachsen. Kann es tatsächlich sein, dass die Simanjuntaks, Siregars, Siahaans, und wie sie alle heißen, in dieser Stadt nur ein paar Hundert Menschen zählen? Ein Blick ins Telefonbuch lässt erste Zweifel aufkommen. Tatsächlich wird der Anteil der Batak an der Bevölkerung Jakartas auf etwa 3,5 % geschätzt. Das wären alleine in der Hauptstadt – ohne Umland – ca. 300.000 Menschen.

Ungleich größer ist zweifelsohne der Bevölkerungsanteil der Batak in Medan, der Metropole Nordsumatras. Medan ist die drittgrößte Stadt Indonesiens. Die Kernstadt beherbergt mittlerweile deutlich über 2 Mio Einwohner; das Umland mitgezählt sind es etwa doppelt so viele. Verschiedene Quellen im Internet beschreiben Medan nicht zu Unrecht als „Multikulti“-Stadt: in kaum einer anderen Region Indonesiens treffen so viele Ethnien und Religionen aufeinander wie in Medan. Hier leben Malaien, Javaner, Batak, Chinesen, Minangkabau, Inder, Acehnesen und viele andere mit- und durcheinander. Dennoch finden sich in vielen Internetforen Beiträge, in denen offenbar um das Image der Stadt und ihre eigene Stellung in deren Gesellschaft besorgte Schreiber betonen, dass Medan keineswegs von den Batak dominiert, sondern eben multikulturell sei. Kaum vorstellbar, dass sich Leute bemüßigt fühlten, darauf hinzuweisen, wenn in der Stadt tatsächlich nur 20-30.000 Batak (1 – 1,5 % der Bevölkerung) lebten. In Wirklichkeit dürfte das Zehnfache dieser Zahl eine eher konservative Schätzung sein. Genaue Zahlen sollten dem statistischen Jahrbuch „Medan dalam angka“, herausgegeben vom Amt für Statistik der Stadt Medan (Biro Pusat Statistik; BPS Kota Medan) zu entnehmen sein, welches leider nicht online verfügbar ist. Allerdings dürften auch die dort genannten Zahlen einige Fragen, z.B. bezüglich die der Definition von „Batak“, offen lassen. Ethnologen rechnen den Batak mehrere Stämme zu, darunter die Toba-, Karo-, und Mandailing-Batak. In der Wahrnehmung vieler Indonesier, gleich ob Batak oder nicht, zählen jedoch nur die Toba als „richtige“ Batak. Welche Definitionen und Zahlen mögen wohl den Statistiken des BPS zugrunde liegen?

 

Batak-Kultur  heute 

Diese Ausführungen sollen nicht als kleinliche Zahlenspiele oder Quellenkritik missverstanden werden. Es geht um weit mehr. Denn hinter diesen Zahlen steht die Frage, wie wir die Batak und deren Kultur heute einordnen. Reduzieren wir die Kultur der Batak auf die in entlegenen Dörfern auf Samosir oder in Tapanuli noch in – mehr oder weniger – Reinform existierenden Sitten und Bräuche? Oder nehmen wir zur Kenntnis, dass heute Hunderttausende dieser Kultur entwachsene Batak in modernen Großstädten wie Medan und Jakarta leben? Diese in Großstädten wohnenden Batak sind mitnichten eine Minderheit ihres Volkes. Sie verstanden es, sich an viele Gepflogenheiten des modernen urbanen Lebens bestens anzupassen und treten heute in vorderster Front der Modernisierer dieses urbanen Lebens auf. In prominenten Positionen in der Politik, im Militär, in der Wissenschaft, den Medien oder der Kunst Indonesiens sind gebürtige Batak heute im Vergleich zu anderen Volksgruppen zahlenmäßig eher überrepräsentiert.

Man wird den Batak nicht gerecht, sie auf die Reinform ihres Adat – den traditionellen Sitten und Gebräuchen – zu reduzieren. Animismus und Ahnenkult mögen in der von Frau Stracke beschriebenen Form in entlegenen Gegenden Tapanulis oder Samosirs noch weitgehend unverändert praktiziert werden. Das mag für Ethnologen interessant sein. Weitaus interessanter sollte es jedoch sein, sich den Realitäten des 21. Jahrhunderts zu stellen. Es wäre spannend  zu untersuchen, welchem Einfluss ihrer Kultur die modernen Batak in den Städten heute noch unterliegen und welche Rückwirkungen dies auf ihre noch in den Dörfern Tapanulis lebenden Angehörigen hat.

Modernität und Weltgewandtheit stehen nicht automatisch in Widerspruch zu althergebrachten Sitten und Bräuchen. Adat hat auch für die in der urbanen-globalen Welt lebenden Batak seine Bedeutung nicht verloren. Und nach wie vor gibt es auch hier einige Adat-Bräuche, die nur schwer mit dem Christentum vereinbar sind. Aber auch wir haben ja unseren Weihnachtsbaum als heidnisches, vorchristliches Symbol mit in die christliche Neuzeit herüber gerettet.

Alex Flor
Watch Indonesia!
30.12.2007

 
   


 

Inhaltliche Anmerkungen

Von Christine Schreiber 


Zur Herkunft der Batak


Wahrscheinlich kommen die Batak  aus der Südchinesischen Region und sind sie dabei über - aber nicht aus - Thailand und Birma nach Sumatra gekommen. Heute gibt es 6 Batak-Völker, wobei die beiden südlichen sich nicht mehr als solche, sondern als Indonesier, bezeichnen.

Alle Batak führen ihre Herkunft auf einen gemeinsamen, mythologischen Stammvater zurück: Si Raja Batak. Dieser ist als Ahn zu verstehen, d.h. als eine Person, die einmal gelebt haben soll. Er wird nicht als Götterheld verstanden. Batak-Götter der vorchristlichen Religion sind ideell, geistig vorhanden - in einer anderen Welt. Ahnen dagegen sind Vorfahren. Das fängt beim Urgroßvater an und mündet - notgedrungen - beim mythologischen Stamm-Vater.

Wie viele Batak wo leben, ist schwer zu sagen, da beim indonesischen Zensus nicht nach ethnischer Zugehörigkeit gezählt wird und viele Batak schon aus längerer Tradition in die Hauptstädte und auch nach Übersee emigrierten. (Ich verweise auf den vorhergehenden Kommentar).



Zu Weltsicht und Tradition der Batak

An den Längsbalken der traditionellen Pfahlhäuser blickt dem Herannahenden ein mythologisches Schutztier entgegen. Es ist ein Phantasie-Wesen, in das Elemente des Drachen, des Elefanten (hier bezieht sich der Batak-Name Gajah Dompak darauf), des Löwen und der Eidechse/Schlange einfließen. Damit ist aber kein Büffel gemeint.

Die Dreiteilung des Hauses entspricht der Dreiteilung des Kosmos im alten vorchristlichen Glauben. Im Dach haben Ahnen (hier wieder die konkreten Vorfahren) und Götter/Göttinnen ihren Platz. Die Mittelwelt der Menschen entspricht dem Wohnraum des Hauses. Der Stall, der aus den Pfählen unter dem Haus gebildet wird, entspricht der Unterwelt, d.h. der Erde, der Feuchtigkeit, den schwer zu bändigenden Naturkräften, der Fruchtbarkeit. Niemals ist diese Welt der Erdkräfte, wie ich sie nenne, mit Hölle gleichzusetzen.

In diesem Zusammenhang darf eine ganz zentrale Schöpfungsmythe nicht vergessen werden: Aus dem Himmel entflieht die widerspenstige Göttertochter Si Deak Parudja. Sie landet in der unwirtlichen, unteren Welt, d.h. im dem großen Wasser. Hier muß sie den darin hausenden Schlangen-Drachen, d.h. die Erdkräfte, bändigen. Nachdem sie ihn mit dem Schwert durchbohrt hat, kann sie auf seinem Kopf die Erdenwelt und die Menschen erschaffen. Sie ist die Kreatorin der ersten Batak und noch im Bewusstsein vieler Batak vorhanden.
Erdenkräfte, so heißt dies für mich, sind gewaltig, sind bedrohlich, aber aus ihnen gedeiht es, auf ihnen ruht es…. und vielleicht steckt da noch Erinnerung an frühere Tsunamis drinnen…
Varianten der oben kurz ausgeführten Mythe gibt es mehrere, markant ist dabei, daß die Entstehung des Menschen auf das Wirken einer Frau/Göttertochter zurückzuführen ist.

Batak fürchteten sich vor ihrer Christianisierung sehr vor den Seelen jener Menschen, die an einem ungewöhnlichen, „schlimmen“ Tod gestorben sind. Diese Seelen trachteten nach Unheil. Sie konnten überall hausen. Sie sind jedoch nicht der batakschen Unterwelt zuzurechnen. (Zur Frage, wo sich insgesamt die Seelen der Verstorbenen aufhalten - wir sprechen wieder vom alten Glauben - konnten die westlichen Forscher keine genaue, theologische Antwort finden.)

Ahnen dagegen genießen größte Hochachtung. Vor allem wenn sie viele Nachkommen hatten und daraus sogar eine neue Sippe (Marga) hervorging. Daher auch der Ritus der Zweitbestattung, Schädelehrung und Errichtung von Gebeinehäusern. Vielleicht passt das Wort Ehrfurcht besser: Ehre und Furcht. Die frühen Missionare, insb. Warneck, unterlagen ihren eigenen Denkschranken und machten aus der ’Furcht’ die Knebelung eines Volkes durch ihre Geister. So legitimierten sie auch ihre Arbeit.

 

Kopfjagt, Kannibalismus und Zauberpilze

Von den Batak ist mir keine Kopfjägerei bekannt. Es gab wohl Kannibalismus. Diesen eher dann, wenn es um Verräterei ging und sich der Sozialverband sehr bedroht sah (worunter auch Ehebruch zu verstehen ist). Da schwingt ein strafender Charakter durch. Batak-Fürsten (Raja), die an die Küste kamen, erzählten den frühen Händlern und Kolonialherren schauerlichste Geschichten über ihren eigenen „Kannibalismus“. Damit verbanden sie wohl einige Vorteile (Furcht schüren und Eindringlinge abwehren, Handel zum Hinterland kontrollieren, mit den neuen Machthabern paktieren). Als Beweis mag durchaus ein Schädel gedient haben, den man aus dem Schädelhäuschen zum Vorzeigezweck mal kurz ausgeliehen hatte.

Leider wird dieser Aspekt heute von der indonesischen Tourismus-Industrie neu aufgelegt und weiter phantasiert. Sogar einheimische Reiseleiter spielen den Reise-Gästen an angeblichen Schlachtsteinen (in Ambarita) begeistert Verspeisungsrituale vor. Achtung, bereits Barbier hat nachgewiesen, dass diese ‚historischen’ Steine von dem klugen Dorfchef H. Siallagan – ich glaube in den 50ern - erbaut wurden. In keinem Travel-Handbuch fehlt dieser Kannibalismus-Aufreißer und selbst wissenschaftliche Aufsätze wollen so gut wie nie auf die platte Reproduktion dieses Reiz-Wortes verzichten.

Eine rituelle Einnahme von „Zauberpilzen“ ist mir nicht bekannt. Sie ist allerdings - weniger rituell - sehr beliebt bei Rucksacktouristen und war der Renner in den 70er und frühen 80er Jahren auf Samosir.

 

Religion heute 

Es gibt kaum mehr Batak, die ihre ursprüngliche Religion praktizieren. Jedenfalls nicht bei den Toba-Batak. Aber es gibt Revivals. Da aber die heutigen Anhänger der alten Religion diese „neu lernen und rück-erfinden müssen“, handelt es sich eher um Sekten (z.B. Pormalim). Die alte Religion im breiten sozialen Lebensverband, die einen homogenen Sinn machte, ist verloren. Daher muß das Religiös-Rituelle das inden alten Quellen als ‚Stammeskult’ beschrieben wird, in heutigen Beschreibungen unbedingt in der Vergangenheitsform wiedergegeben werden.

Es gibt bei den heute vorhanden, traditionellen Riten Elemente, die auf die alte Religion hinweisen oder sich ins Christentum hinübergerettet haben. Es gibt auch noch – verdeckt -  einzelne rein altreligiöse Zeremonien. Das herauszufinden, war gerade die harte Forschungsarbeit vor Ort.

Doch wie ist die Gewichtung? Strackes These bleibt offen. Gibt es heute (bei den Toba-Batak) eine friedliche Koexistenz verschiedener Religionen? Ist eine besondere Form des Christentums entstanden? Was meine Sie?